Mit ‘Kolumne’ getaggte Beiträge
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Autoren auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 35. Teil vom 10.11.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Ruf! Mich! An!
Sam Mendes hat nicht angerufen. Weder am Dienstag aus Rom, noch am Mittwoch aus Madrid, noch irgendwann aus irgendwo. Nun ist man ja als Filmjournalist zu allem bereit, wenn sich die Gelegenheit bietet, mit dem Regisseur des größten Bond-Thrillers der Geschichte zu sprechen (Spectre ist spektakulär und läuft in fast allen Kinos). Man klammert sich an den Zettel mit den Fragen, an das Aufnahmegerät sowieso, hoffend, dass das Handy nicht gerade dann klingeln muss, wenn man selbst gerade muss. Hätte passieren können bei Ansagen wie diesen: „Kann sein, dass Sam heute Vormittag spontan aus dem Auto anruft, genau wissen wir es leider nicht.“
Nach 24 Wartestunden und der zehnten Trost-SMS denkt man sich schließlich: Ich könnte den Feierabend auch in einer Bar verbringen (Lieblingstipp: Carlitos Minibar in der Ohlmüllerstraße), einen Wodka Martini trinken oder zwei, ob geschüttelt oder gerührt ist auch schon wurscht.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Autoren auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 34. Teil vom 28.10.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
A Priserl Esprit
Forever young, I want to be forever young“, schmettert Georg Schiessl, der Direktor der Teatro-Revue „Herzstücke“, als würden von seinem Gesang die grauen Haare verschwinden. Am Ende der Dinner-Show, die seit kurzem wieder im Spiegelzelt in Riem über die Rundbühne geht, bekräftigt auch Alfons Schuhbeck, dass er noch immer jung genug ist für ein bisschen Rock’n’Roll: Er tauscht Kochlöffel gegen Mikro und singt „Blueberry Hill“ und „I Can’t Stop Loving You“.
Auch ich finde Ingwer toll, keine Frage, wenngleich ich nicht so sehr an dessen Wunderkraft glaube wie der Zampano der Münchner Gastroszene. An die belebende Wirkung junger Kunst glaube ich dagegen schon, an das Priserl Esprit, wie Schuhbeck vielleicht sagen würde.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 33. Teil vom 15.10.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Hüllenlos in München
Sex-Skandale taugen immer für einen steilen Einstieg, fangen wir also mit dem Playboy an. Kürzlich wurde ja bekannt, dass das erlauchte Herrenmagazin auf Nacktfotos verzichten wolle, weil hüllenlose Frauen überholt seien. Schuld habe, hieß es weiter, das schamlose Internet. Was das mit Kultur zu tun hat, fragen Sie? Jede Menge. Der Playboy ohne Entblätterte ist wie die Frankfurter Buchmesse ohne Papier. Schwer vorstellbar, passiert aber schleichend. Auch auf dem Buchmarkt sorgt das Digitale für Veränderungen, was mitunter auch die Inhalte betrifft. Das kann überprüfen, wer sich am Wochenende durch die Messehallen schiebt. Da ich aber selbst nicht in Frankfurt sein kann, viele von Ihnen wahrscheinlich auch nicht, hilft das hier nicht weiter. Aber zum Glück leben wir in einer Stadt, die kulturell selbst dann mithalten kann, wenn die Scheinwerfer anderswo aufgebaut, die roten Teppiche anderswo ausgerollt werden.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 32. Teil vom 15.9.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Fack ju Diktiergerät!
Nun könnte ich Ihnen von der Begegnung mit Elyas M’Barek vorschwärmen, dem Münchner Superstar unter den Schauspielern, der mit „Fack ju Göhte 2“ in diesen Tagen die Kinokassen füllt, als wären „Fifty Shades Of Grey“ oder die „Minions“ nur Vorfilme für den Blockbuster des Jahres gewesen. Ich könnte den Damen bestätigen, wie stilsicher sich Elyas kleidet, wie männlich sein Händedruck und wie professionell sein Umgang mit der Presse ist. Er kann sogar einen Stapel Autogramme schreiben und nebenbei Antworten geben, und bittet man ihn um ein gemeinsames Foto, springt er sofort auf, um sich mit dem Journalisten ins beste Licht der Hotelsuite zu rücken. All das könnte ich begeistert ausführen. Mach ich aber nicht. Weil es mir peinlich ist. Weiterlesen
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 31. Teil vom 8.7.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Sommersüchte
Ein schöner Strand braucht keinen Sand. Klar, wer konventionelle Beach-Partys sucht, vergnügt sich lieber auf der Praterinsel oder beim Isar-Happening am Vater-Rhein-Brunnen. Mit Bum-Bum-Beats im Ohr und Sand im Schuh, diese Art Spaß. Am Salvatorplatz dagegen bleibt das Outfit sauber, die schwungvoll arrangierten Pflastersteine sind die Dandys unter den Bodenbelägen. Darauf locken Liegestühle und Sonnenschirme, denn bei der Sommer-Lese des Literaturhauses darf man sich fühlen wie im Urlaub, darf verweilen, herumlümmeln und schmökern (werktags von 11 bis 19 Uhr, Leseproben vorhanden). Jeden Dienstag um 18.30 Uhr bitten die Veranstalter außerdem zum literarischen Apéro, dann lesen Münchner Schauspieler die ersten Seiten aus Romanen vor, die noch nicht veröffentlicht sind (am 14. Juli stellt Alexandra Helmig Peter Høegs „Der Susan Effekt“ vor). Das nenne ich einen wahren Kulturstrand, danach kann man süchtig werden.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 30. Teil vom 25.6.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Den Stars auf den Fersen
Nun schlappen sie wieder, sie fluppen und schlurfen. Ich hasse diese Geräusche, sie versauen mir den Sommer. Aber nicht nur mir. Vor ein paar Jahren stieß ich auf ein Buch der US-Stilikone Glenn O’Brien, in dem ich über den herrlichen Satz, nun ja, stolperte: „Flip-Flops are fool shoes.“ Ich fühlte mich nicht nur bestätigt, sondern inspiriert – das Zitat sollte es auf die erste Seite meines Romans Für immer Juli schaffen, dessen Protagonist niemals Zehentrenner tragen würde. Glenn O’Brien auch nicht, da bin ich mir sicher, zumindest nicht öffentlich. Wenn er sich beim Filmfest mit der Journalistin und Autorin Katja Eichinger über Andy Warhol unterhält – die beiden haben eine exzellente Reihe kuratiert („Yes! Yes! Yes!“) -, dann werden da keine Schlappgeräusche zu hören sein, sondern höchstwahrscheinlich kultivierte Sätze (30.6., 19 Uhr, Black Box).
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 29. Teil vom 8.6.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Scarlett oben ohne
Die Dreißig-Grad-Marke ist geknackt, die Sechziger bleiben zweitklassig, und am Samstag frohlockt Helene Fischer im Olympiastadion. Willkommen in der neuen Woche. Willkommen zurück bei den Vorschlag-Hämmern. Und es gibt auch gute Nachrichten. Denn mit den Menschen, ob Fußballfan oder nicht, drängt es auch die Kultur nach draußen. Es muss ja nicht die atemlose Tchibo-Tante aus Schlagerland sein, deren Gesängen man im Freien lauscht.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 28. Teil vom 13.5.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Gladiatoren am Bügeltisch
Also haben die Bayern doch wieder triumphiert. Zwei Titel in einer Saison sind auch in München eine respektable Leistung. Ich danke euch, ihr Heldinnen! Falls Sie es nicht mitbekommen haben im Barcelona-Trubel: Zum ersten Mal seit 1976 haben die Fußballerinnen des FC Bayern die Deutsche Meisterschaft gewonnen, zum ersten Mal in der Geschichte kommen Meisterfrauen und Meistermänner aus derselben Stadt. Das gemischte Double soll nun mit einer Riesenfeier am Marienplatz gewürdigt werden, und nur Schelme mögen spotten, jetzt habe die Quote auch den Rathausbalkon erreicht (24.5.). Fehlt nur noch die Kaiserin zum Kaiser. Die Uli zum Uli. Die Schnuppe zum Stern des Südens.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 27. Teil vom 29.4.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Akkordarbeiter
Am Sonntag feierten Deichkind eine ihrer unwiderstehlichen Krawallpartys im Zenith. Die lustigste Hedonismus-Hymne der Band aus Hamburg heißt Arbeit nervt, der Text darin geht so: „Seelenklempner, Viehbefruchter, Astronauten / würden gern im Weltraum schunkeln, schwofen, saufen / Profikicker, Paparazzi, Taxifahrer / Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers.“
Wir von der SZ sehen das selbstverständlich anders. Wir platzen schier vor Ehrgeiz und arbeiten rund um die Uhr. Nur für Sie. Dennoch gibt es Kollegen, die fahren bereits am Tag vor dem Feiertag den Rechner nicht mehr hoch. Für diese Spezies bedeutet ein Feiertag vor allem eins: zwei Tage frei. Die Zeitungssprache nennt dieses Kuriosum redaktionsfreier Tag, welcher in der Überlegung wurzelt, dass eine Tageszeitung in der Regel nur werktags erscheint, also korrekterweise Werktageszeitung heißen müsste, weshalb der gemeine Redakteur schon vor dem Feiertag nutzlos wird. Diesbezüglich ist diese Woche besonders delikat, weil es sich beim bevorstehenden 1. Mai um den Tag der Arbeit handelt, den Redakteure mit alten Verträgen doppelt feiern – indem sie doppelt faulenzen.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 26. Teil vom 16.4.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Katze kotzt, Nachbar motzt
An Ostern besuchte ich mal wieder die Therme Erding, was freilich eine saudumme Idee war, ich habe mich gefühlt wie in einem Wimmelbild in Rimini. Zu meiner Verteidigung möchte ich betonen, dass ich zur Recherche dort war, die haben da kürzlich ein schickes Hotel angebaut, wo Entspannung sehr wohl möglich war, selbst in den Ferien. Nur ein bisschen Ruhe zu finden, kommt bekanntlich einer Meisterleistung gleich, gerade in diesen Tagen, da wieder alle den Gärtnerplatz respektive das Isar-Ufer belagern, als gelte es herauszufinden, was Lemminge beim Picknick empfinden.