Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 28. Teil vom 13.5.2015:
VORSCHLAG-HAMMER
Gladiatoren am Bügeltisch
Also haben die Bayern doch wieder triumphiert. Zwei Titel in einer Saison sind auch in München eine respektable Leistung. Ich danke euch, ihr Heldinnen! Falls Sie es nicht mitbekommen haben im Barcelona-Trubel: Zum ersten Mal seit 1976 haben die Fußballerinnen des FC Bayern die Deutsche Meisterschaft gewonnen, zum ersten Mal in der Geschichte kommen Meisterfrauen und Meistermänner aus derselben Stadt. Das gemischte Double soll nun mit einer Riesenfeier am Marienplatz gewürdigt werden, und nur Schelme mögen spotten, jetzt habe die Quote auch den Rathausbalkon erreicht (24.5.). Fehlt nur noch die Kaiserin zum Kaiser. Die Uli zum Uli. Die Schnuppe zum Stern des Südens.
Alles Unfug, sagt Margarethe von Trotta. Also die Sache mit der voranschreitenden Gleichberechtigung. Insbesondere im Filmgeschäft liege noch einiges im Argen, weshalb es wenigstens in den Produktionen der Berliner Regisseurin von Turbofrauen wimmelt. So auch in ihrem jüngsten Werk, dem Familiendrama Die abhandene Welt, das derzeit in den Kinos läuft und das autobiografische Trotta-Thema der unbekannten Schwester umspielt.
Starke Frauen gibt es auch beim Dokfest, vor und hinter der Kamera. Maike Conway zum Beispiel porträtiert ein Mädchen, das in Bayern aufwächst und über seine HIV-Infektion endlich reden will, auch wenn sie Angst davor hat (Corinnes Geheimnis, 15.5., 11 Uhr, HFF). Conways britische Kollegin Kim Longinotto stellt im Film Dreamcatcher eine ehemalige Prostituierte vor, die als Sozialarbeiterin jungen Frauen in Chicago dabei hilft, den Teufelskreis aus Armut, Drogen und Gewalt zu durchbrechen (14.5., 20 Uhr, Filmmuseum). Männerstoffe gibt es auch, mitunter einige, die überraschen: Julian Reichs Kampfsportdoku Krieger Vater König zeigt kraftvolle wie ruhige Bilder, offenbart die Gefühlswelten moderner Gladiatoren. Gladiatoren, die zuschlagen können und ihre Wäsche selber bügeln (13.5., 10 Uhr, HFF; 15.5., 18 Uhr, City).
Ob Angus Young seine Schuluniform selber faltet, darf bezweifelt werden. Erfahrungsgemäß wird bei den Konzerten seiner Band AC/DC die Gender-Welt nicht neu erfunden (19. und 21.5., Olympiastadion). Beim Luftgitarreschlagen in Lederjacken sind sich die Kerle im Publikum einig, die Männer sein zu dürfen, die sie irgendwann glaubten, sein zu wollen – bevor sie einsehen mussten, dass das da draußen nicht reicht.