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SZ-Kolumne: Vorschlag-Hammer (34)

28. Oktober 2015

Bernhard Blöchl

Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Autoren auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 34. Teil vom 28.10.2015:

VORSCHLAG-HAMMER
A Priserl Esprit

Forever young, I want to be forever young“, schmettert Georg Schiessl, der Direktor der Teatro-Revue „Herzstücke“, als würden von seinem Gesang die grauen Haare verschwinden. Am Ende der Dinner-Show, die seit kurzem wieder im Spiegelzelt in Riem über die Rundbühne geht, bekräftigt auch Alfons Schuhbeck, dass er noch immer jung genug ist für ein bisschen Rock’n’Roll: Er tauscht Kochlöffel gegen Mikro und singt „Blueberry Hill“ und „I Can’t Stop Loving You“.

Auch ich finde Ingwer toll, keine Frage, wenngleich ich nicht so sehr an dessen Wunderkraft glaube wie der Zampano der Münchner Gastroszene. An die belebende Wirkung junger Kunst glaube ich dagegen schon, an das Priserl Esprit, wie Schuhbeck vielleicht sagen würde.

Stets erfrischend für Geist und Seele ist die Reihe Mix im Literaturhaus, bei der unverbrauchte Autoren ihre neuen Bücher vorstellen. Mercedes Lauenstein zum Beispiel, Journalistin und noch keine 30 Jahre alt, liest aus ihrem ersten Roman „Nachts“, und auch ihre Kollegen Verena Boos („Blutorangen“) und Marcus Lucas („Ice Ice Baby. One-Hit Wonders 1955-2015„) wollen mit Stoffen überraschen, die einen frechen Ton anschlagen (28.10., 20 Uhr).

SOMNIch selbst hatte ja nie Probleme mit dem Älterwerden. Eher schon mit dem Jüngersein. Ob in der Schule, im Studium, bei den Volleyballern oder der Herzensdame, stets war ich der Spätergeborene, und ich kann Ihnen versichern: Das nervt! Manchmal mische ich mich unter Frischlinge, nur um herauszufinden, wie es sich anfühlt, ein alter Sack zu sein. Gute Gelegenheit dazu gibt es beim Pop-Festival Sound Of Munich Now, das die SZ und das Feierwerk zum siebten Mal organisieren. Die meisten der 50 Bands und Elektro-Acts, die hier spielen und an den Knöpfen drehen, sind so jung, wie Manager des Süddeutschen Verlages die Leser ihrer Zeitung gerne hätten, zumindest zum Teil. Und da der Eintritt frei ist und die Musik hip, hüpfen auch im Publikum Gäste herum, die keinen Ingwer brauchen, um jung zu sein. Die sind es einfach (6.7., Einlass 20 Uhr, 7.11., 18 Uhr).

Jung geblieben – zumindest in der Haltung und im Sound – sind zwei Rockbands aus dem Norden Deutschlands, die ich Ihnen ebenfalls als Jugendelixier ans Herz legen möchte und die beide im Backstage-Werk auftreten (noch so ein Ort, um sich als Dreißigplusmensch alt zu fühlen): Die Donots (30.10.) und Madsen (4.11.) haben neue Songs veröffentlicht, deren E-Gitarren-Wucht auf großer Bühne besonders gut zur Geltung kommen dürfte. Blendend gehalten hat sich auch das Café Hüller in der Au, das am Sonntag, 1. November, 18 Uhr, zur Jubiläumsfeier mit Live-Musik lädt (Glam-Post-Punk von den Midlife-Rockern Fuck, Yeah). Okay, das hübsche Eck-Restaurant wird gerade einmal zehn Jahre alt, aber ein Gastro-Jahr ist wie zehn Menschenjahre. Sag ich jetzt mal so. Vielleicht wäre Alfons Schuhbeck einverstanden mit der These?

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