Mit der Ausgangsbeschränkung kam die Idee: Gedichte zur Verarbeitung der Coronakrise. Die Welt, wie sie war, bröselt dahin. Der globale Soft Reset bringt so unfassbar viel Neues. Schlimmes, Tragisches, Bizarres, Lustiges. Jeder Rausch an Input braucht einen Output. Einen Kanal, am liebsten einen künstlerischen. Ein Tagebuch in Versen? Poesie für den Seelenfrieden? Aufschreiben, was einen auffrisst? Quarantänenquatsch? Vielleicht von allem ein bisschen. Vor allem aber sind „Verse versus Virus“ ein Experiment. Eine Morgenroutine für den Schreibflow. Meine Annäherung an die Lyrik zur Stärkung meiner Prosa. Im Rhythmus der Verschmitztheit. Voilà, das Ende.
Lyrik ist kein Nahverkehr
(150620) Ich weiß nicht mehr,
mir Platz der
Kopf,
Gedanken da,
aber leer,
verknotet wie ein
Zopf.
Ich kann nicht mehr,
die Wörter
stocken,
Zeilen da,
bitte sehr,
ohne Seele das
Verlocken.
Ich will nicht mehr,
die Rhythmen
stolpern,
Reime da,
hin und her,
maue Verse, die nur
holpern.
Ich werd‘ nicht mehr,
das Dichten
stoppt,
Lyrik ist
kein Nahverkehr,
sie kommt und
ploppt und geht.
Das Ende
(160620) Der Sommerwind, er weht
und biegt,
Äste schaukeln unbekümmert.
Was sorgst du dich,
du atmest frei,
Coronapanik ist vorbei.
Ratlos bleibst du trotzdem
sitzen,
auf der Bank im Park allein.
Junisonne blinzelt Schatten,
rottend laut
am Fluss die Ratten.
Zusammen sind wir
krisentapfer,
Schulterklopfen hier wie da.
Zweite Welle ist noch drin,
das Ende ist
ein Neubeginn.
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