Mit der Ausgangsbeschränkung kam die Idee: Gedichte zur Verarbeitung der Coronakrise. Die Welt, wie sie war, bröselt dahin. Der globale Soft Reset bringt so unfassbar viel Neues. Schlimmes, Tragisches, Bizarres, Lustiges. Jeder Rausch an Input braucht einen Output. Einen Kanal, am liebsten einen künstlerischen. Ein Tagebuch in Versen? Poesie für den Seelenfrieden? Aufschreiben, was einen auffrisst? Quarantänenquatsch? Vielleicht von allem ein bisschen. Vor allem aber sind „Verse versus Virus“ ein Experiment. Eine Morgenroutine für den Schreibflow. Meine Annäherung an die Lyrik zur Stärkung meiner Prosa. Im Rhythmus der Verschmitztheit. Voilà, Woche zwölf.
Corona in the face!
(080620) Neu die Falten
um die Augen,
brüchig ist
der Teint des Lebens.
Ringe, die
als Krater taugen,
Schatten sind
ein Teil des Bebens.
Neu die Flecken
im Gesicht,
sandrot ist
der Krise Farbe.
Fiebrig wie
ein heißes Gedicht,
Ängste formen
Seelennarbe.
Wetterumschwünge
(090620) Regen fällt,
Gedanken tropfen,
Freude blitzt,
Schwermut donnert,
Wärme schneit,
Leere gießt,
Hoffnung stürmt,
Zweifel scheint,
Liebe brennt,
Wehmut nieselt,
Lust wirbelt,
Angst prasselt,
Glück verhagelt,
Zukunft plätschert.
Morgen wieder
alles neu.
Gedanken beim Liegen im Regen
(100620) Alles ist vergänglich,
Dürre nicht unendlich,
Durst ein unterschätztes
Gefühl.
Wärst du heute unvollkommen?
(110620) Woher kommen die Gedanken,
die noch gestern nicht gesponnen,
seitdem kreiseln eindringlich?
Bleibt der Glaube an die Hoffnung,
die der Seele Flügel lieh,
nun auch weiterhin bestehen?
Ändert sich die Art zu leben,
die für immer fix erschien,
aussichtsreich und unbequem?
Wärst du heute unvollkommen,
wenn nicht gestern dieses Virus
deine Zukunft neu verfasst?
Happy birthday!
(120620) Himbeertorte tiefgefroren,
kristalliner Partytod.
Alterszahl bleibt unverändert,
verlornes Jahr zum Feiern schön.
Bleibt nicht auch
(130620) Im Rückblick wird man
resümieren,
ein verlorenes Jahr
mit Zukunftsangst.
Aber bleibt nicht auch
die Frage stehen:
Ist Wohlstand
wirklich standhaft?
Wohl
eher
nicht.
Wunder gesucht, Wonderbra gefunden
(140620) Am Ende der Wende
die Wunden heilen.
Wunder gesucht,
Workout in Wirrnis.
Der Wind des Wandels
wirklich toll,
wirkungsvoll
und auch recht fein,
wie ein Wonderbra
im Dämmerschein.
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