Meine Aufregung vor dem ersten Radiointerview verflog unmittelbar vor dem Drehkreuz in der Eingangshalle des BR-Funkhauses. Bisher kannte ich journalistische Gespräche nur aus Sicht des Fragenstellers – Achim Hahn vom Deutschlandfunk wollte das ändern. Der Moderator der Sendung Corso – Kultur nach 3 wollte mit mir über das Museum der schönen Sätze reden, außerdem über meinen Roman, der gerade erscheint. Ich sollte mich also im Studio STBR1 beim Bayerischen Rundfunk in München einfinden, von wo aus ich direkt mit der Redaktion in Köln verbunden werden sollte. Klar war ich nervös. Feuchtehändenervös. Aber nur solange, bis ich die Empfangsdame in der Eingangshalle sah. Ich kannte sie nicht, aber irgendwie doch, jedenfalls trug sie eine Frisur, wie sie BR-Empfangsdamen auch schon vor 15 Jahren trugen, als ich mit den DJS-Kollegen ab und an hier war. Diese Vertrautheit des öffentlich-rechtlichen Dauerwellenhaarschnitts schenkte mir ein derart wohliges Gefühl, das mich durch das gesamte Gespräch trug. Das unverschämte Glück des Dauerwellenreiters. Oder so.
Das Interview selbst war nicht so nostalgisch, eher gegenwärtig. Eine schöne Unterhaltung über die Kunst des ersten Satzes, über außergewöhnliche Songzeilen und mein literarisches Schelmenstück namens „Für immer Juli“. Dass mir der Moderator versicherte, er habe das Buch gerne angelesen und bereits in den ersten Kapiteln einige Lieblingssätze entdeckt, hat mich besonders gefreut. Hier kann man den Wortbeitrag nachhören. Und in der Eingangshalle in der Hopfenstraße kann man nachschauen, ob die Frisur noch sitzt.