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Uschmann und ich

12. Oktober 2025

Bernhard Blöchl

Late to the party, aber sei’s drum: Oliver Uschmann hat einen großartigen Roman geschrieben, vielleicht seinen bisher besten, und aus vielerlei Gründen fühle ich mich veranlasst, eine Uschmann-Hymne zu singen. Eine, die ein Chor mit sattem Echo bereits im Frühling hätte singen sollen.

Ich möchte „Ausgefranzt“, so heißt das kleine Juwel aus dem Adakia Verlag, allen ans Herz legen, die entweder Franz Kafka schätzen, Freude an Gedanken- und Erzählexperimenten haben, oder sich an Satiren auf den Literaturbetrieb erfreuen. Wer alles in sich vereint, wird ausflippen vor Leseglück, versprochen. Warum? Dazu kommen wir später.

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Tom und ich

Favorit

Tom Robbins bedeutete mir die Welt. Weil er mir die Welt deutete. Sprachlich, philosophisch, menschlich. Ein sehr persönlicher Nachruf auf den besten Schriftsteller und Lehrmeister – mit einer Enthüllung aus der deutschen Verlagswelt und bisher unveröffentlichten Sätzen des US-Amerikaners. 

Bis heute steht in meinem WhatsApp-Status, ich sei damit beschäftigt, Tom Robbins zu lesen, gefolgt von dem gut gemeinten Rat: „Solltest du auch tun.“ In meinem Bücherregal, ganz oben rechts, kuscheln all seine Bücher, die deutschen mit ein paar englischen Ausgaben (die englischen sind noch etwas schüchtern). An der Wand gegenüber hängt ein Poster zum Roman „Jitterbug Perfume“, das einen beseelten Pan mit seiner Flöte zeigt, und wann immer ich auf Reisen bin, stöbere ich, tänzelnd wie Pan, nach internationalen Sondereditionen in Läden, die nach Druckerschwärze riechen.

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Kulturparade 2024

28. Dezember 2024

Bernhard Blöchl

Das alte Jahr weht dahin, das neue lauert listig. Listen helfen beim Aufräumen. Auf Lieblingssaetze.de, meinem vor mehr als zehn Jahren eröffneten Museum der schönen Sätze, bringe ich Lieblingsbücher in eine subjektive Reihenfolge. Alle Jahre wieder. Hier meine erweiterten Kulturcharts 2024 mit den besonders wirkungsvollen Werken, angereichert mit Lieblingsalben, -filmen, -serien und mehr. Neu in diesem Jahr: meine Lieblingsrestaurants, quasi Esskultur.

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Kulturparade 2023

1. Januar 2024

Bernhard Blöchl

Das alte Jahr weht dahin, das neue lauert listig. Listen helfen beim Aufräumen. Auf Lieblingssaetze.de, meinem vor mehr als zehn Jahren eröffneten Museum der schönen Sätze, bringe ich Lieblingsbücher in eine subjektive Reihenfolge. Alle Jahre wieder. Hier meine erweiterten Kulturcharts 2023 mit den besonders wirkungsvollen Werken, angereichert mit Lieblingsalben, -filmen, -serien und mehr.

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Zehn Jahre Juli

16. Juli 2023

Bernhard Blöchl

Vor zehn Jahren ist mein Debütroman erschienen. Holla, die Schreibfee, vor ZEHN Jahren! „Für immer Juli“ war ein wilder Ritt, eine Coming-of-Man-Komödie, wenn man so will. Eine Komödie im Hochspannungsfeld zwischen emanzipierten Menschen in der Rushhour ihres Lebens und Testosterontonis, stets die Frage im Blick, wie er denn nun sein darf, der moderne Mann. Ich möchte mich jetzt nicht der arroganten Versuchung hingeben und behaupten, der spielerische Roman über toxische Männlichkeit und die Auswirkungen der Gleichberechtigung war seiner „Me Too“-Zeit voraus (obwohl ich den Gedanken nicht loswerde). Gutes Timing ist Würfeln mit abgezockten Göttern.

Vielmehr freue ich mich über die Chance, die mir der tollkühne MaroVerlag damals gegeben hat. Ich erinnere mich genau an das Gefühl, vor Glück nicht sprechen zu können, als mich die Frohbotschaft per Mail erreichte, dass aus meinem Manuskript ein gedrucktes Buch werden soll. Danke, Benno. Benno forever! 

Und ich erinnere mich an so viel mehr:  

* daran, einen Männnerroman mit den Worten „Alice Schwarzer wäre stolz auf mich“ begonnen zu haben.
* daran, die Buchpremiere im schicken Kranzbach-Hotel gefeiert zu haben (weil eine Wellness-Szene ebendort spielt).
* daran, den Roman im Literaturhaus München vorgestellt zu haben, mit Maxlrainer-Bier und Musik von Nobelpenner.
* daran, die ersten Kapitel in Cornwall geschrieben zu haben. Im Cottage eines Sohnes von Rosamunde Pilcher. Mit meinem Lieblingsmenschen an der Seite, die sich ebenfalls in ihr Romandebüt stürzte („Zurück nach Hollyhill“).
* daran, Mario Gomez im Roman auftreten zu lassen.
* daran, wie Juli – der Ich-Erzähler – einen Blog zum Roman gestartet hatte, aus dem dann ein Sachbuch bei Rowohlt wurde. Wann wird schon mal eine Romanfigur ein Buchautor?
* daran, wie ich ein Jahr lang auf eine Zusage von Verlagen gewartet habe und schier darüber verzweifelt wäre.
* daran, wie mir Wolf Haas nach der Lektüre eine E-Mail schrieb mit den Worten: „Und viel Glück beim nächsten Buch. Möge es genauso unterhaltsam werden.“
* daran, wie Katja Eichinger und ich an einem Film-Exposé zum Roman saßen; an die euphorischen Kino-Pläne, aus denen dann leider nichts wurde.
* daran, Tom Robbins im Roman verewigt zu haben.
* daran, es sprachspielerisch auf jeder einzelnen Seite übertrieben und es nicht bereut zu haben.
* daran, Juli in jedem der nachfolgenden Romane einen Gastauftritt verschafft zu haben.

Auch toll und keineswegs selbstverständlich, dass es „Für immer Juli“ nach zehn Jahren noch im Verlagsprogramm von Maro gibt: https://www.maroverlag.de/prosa/132-fuer-immer-juli-9783875122985.html

Back to the roots

20. März 2023

Bernhard Blöchl

Man könnte sagen, es war nur eine Lesung. Man könnte sagen, es war so viel mehr. Am vergangenen Wochenende war ich in Marienbad zu Gast, im famosen Falkensteiner Spa Resort Marienbad, um dort aus „Eine göttliche Jugend“ zu lesen (Volk Verlag). Zum ersten Mal außerhalb Bayerns, zum ersten Mal überhaupt eine Lesung in Tschechien. Neu und überwältigend war das nicht nur, weil die Gegend Eddies und meine Familiengeschichte geprägt hat und mich emotional back to the roots katapultierte, sondern auch weil ein Überraschungsgast zur Lesung in die Library Bar (was für ein Name, was für ein Ort!) kam, ohne den mein Roman ein anderer geworden wäre: der Karel-Gott-Biograf und Textdichter Filip Albrecht.

Aber von vorn. Meine Großmutter mütterlicherseits stammt aus Rojau, einem kleinen Klosterdorf in der Nähe von Marienbad. Sie war Sudetendeutsche, die 1946 vertrieben wurde, und sie war Vorbild für Oma Elfie, die im Roman eine tragende Rolle spielt. Ich selbst war zuletzt als Teenager im Egerland, in einem Alter, in dem Eddie sein größtes Abenteuer erlebt. 30 Jahre später kehrte ich also zurück. Und durfte meinen Roman vorstellen, der sudetendeutsche Geschichte atmet. Dass ich mir Marienbad, Rojau und Kloster Tepla ansah, jene Orte, ohne die es mich und Eddie wahrscheinlich nie gegeben hätte, hat mich mehr ergriffen, als ich gedachte hätte.

Und dann die Lesung, die Gastfreundschaft, die Moderation von Hotelchef Reinhard Wall (danke für alles!), das Publikum und die neugierigen Fragen. Dankbarkeit deluxe. Frances Jackson vom Tschechischen Zentrum München war da, und es war auch Filip Albrecht da. Jener Mann, der mir bei der Karel-Gott-Recherche entscheidend geholfen hat (wie auch Wolfgang Kaminski, Gotts Manager, der mir ebenfalls ein göttliches Feedback gegeben hat). Albrecht hat deutsche Texte für Karels Lieder geschrieben, war Mitautor seiner Biografie, kannte Gott persönlich. Als er mir erzählte, dass so viel Wahres in meinem Roman steht, so viel schöne echte Details und dass er selbst eine ähnliche Geschichte wie Eddie erlebte, als er als Teenager das Idol aus Prag unbedingt kennenlernen wollte, da ging mir selbstverständlich das Herz auf. Er fragte, wann das Buch auf Tschechisch erscheine, und ich musste schmunzeln. Leider wahrscheinlich nie, sagt der doofe Realist in mir. Aber dieser Abend war zum Träumen da. Also träume ich. Und bin dankbar, wohin mich Eddies Reise führt.

Rückkehr ins Literaturhaus

8. März 2023

Bernhard Blöchl

Nun gut, bei der Aftershowparty im Oskar Maria gingen die Pommes aus, und der Eierlikör hat schon mal besser geschmeckt (selber schuld, ich hätte mir Goaßnmass als Drink zum Buch wünschen sollen). Ansonsten: überwältigender Abend im Literaturhaus, halleluja! Wieder was zum Ausflippen, wieder was für die Lebensbank der schönen Erinnerungen. Trotz MVG-Chaos war der Saal gut gefüllt, die Kolleginnen Helena Baumeister und Martina Clavadetscher hatten ziemlich famose Bücher dabei, das Literaturhaus-Team war mal wieder erste Klasse, und dann, tja, dann war das halt doch eine emotionale Sache für mich.

Nicht nur, weil ich „Eine göttliche Jugend“ (Volk Verlag) im fröhlich beschwipsten und gut eingegroovten Plauder-Ping-Pong mit Marion nun auch an diesem, mir über die Jahre ans Herz gewachsenen Münchner Wort-Ort vorstellen durfte (mit persönlichen Fotos, Plädoyers für Humor in der Literatur und Tom Robbins im Herzen, mit Madonna-Video und Karel-Gott-Einspieler); weil ich Gespräche führen und Exemplare signieren durfte (mein Liebling: „Für Bernhard. Von Bernhard“). Sondern auch, weil es fast zehn Jahre her ist, dass ich schon einmal bei diesem ach so schönen Literaturhausformat lesen durfte. Damals, 2013, aus meinem Debüt („Für immer Juli“), nun aus meinem dritten Roman. Und dann war diese Wiederkehr in den „Mix“ auch noch eine Premiere im Literaturhaus! Das berührt einen mehr, als man denkt.

Ich mag diese Reihe sehr, die Literatur, Musik, Drinks und vor allem: mehrere unterschiedliche Autorinnen und Autoren zusammenbringt. „Im Land der Lesungen ist der Mix das smarte Feierbiest.“ Das notierte ich einst in einem Beitrag für das Literaturhaus-Magazin. Nun haben wir das smarte Feierbiest wieder gefüttert, gemeinsam, und wir werden noch lange davon zehren. Worte sind gesünder als Pommes. Darauf einen Eierlikör!

Fotos: Catherina Hess, piz, Astrid Ruppert
Mehr Fotos: hier

Kulturparade 2022

31. Dezember 2022

Bernhard Blöchl

Das alte Jahr weht dahin, das neue lauert listig. Listen helfen beim Aufräumen. Auf Lieblingssaetze.de, meinem vor mehr als zehn Jahren eröffneten Museum der schönen Sätze, bringe ich Lieblingsbücher in eine subjektive Reihenfolge. Alle Jahre wieder. Hier meine erweiterten Kulturcharts 2022 mit den besonders wirkungsvollen Werken, angereichert mit Lieblingsalben, -filmen, -serien und mehr.

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Buchpremiere im Vereinsheim

Favorit

Ja, bist du deppert, was war denn da los? War das etwa die göttlichste Buchpremiere, die ich je erleben durfte? War das aus dem Fernsehen bekannte Vereinsheim etwa ausverkauft? Haben sich Verleger, Freunde und der Autor nebst Lieblingsmensch bis in die Nacht hinein an der Bar festgebissen, bis die Garderobe mit den Mänteln im benachbarten Lustspiehaus um ein Haar verschlossen blieb und die letzte S-Bahn am falschen Gleis davonfuhr? Ja, ja, verdammt noch mal ja! Danke, dass ihr das möglich gemacht habt, ihr Herzensmenschen: die wunderbare Claudia Koreck, die mal eben Madonnas „Like a virgin“ am Klavier interpretiert und einen neuen Song gespielt hat, Fabi Halbig, der Killerpilz unter den Moderatoren, der charmant durch den Abend führte, als hätte er nie etwas anderes gemacht, natürlich auch der Volk Verlag, der so tollkühn war, „Eine göttliche Jugend“ herauszubringen (danke, Michael, danke, Lisa, danke, Martina, du hast gefehlt!), Till Hofmann, der einfach mal Ja gesagt und einem No-name-Autoren diese bebende Bühne überlassen hat, und nicht zuletzt das gut gelaunte Publikum von jung bis alt, das es uns so leicht gemacht hat, formidabel auszuflippen! Ich war und bin überwältigt.

Neuer Roman erschienen

9. November 2022

Bernhard Blöchl

Da ist er, mein neuer Roman. Lang hat’s gedauert! „Eine göttliche Jugend“ (Volk Verlag) ist eine tragikomische Ausreißergeschichte über das Aufwachsen auf dem Land und das erste große Abenteuer in der Welt. Im Zentrum: Eddie, ein Außenseiter vor dem Herrn. Es sind die frühen Neunziger, als es dem Siebzehnjährigen reicht. Er haut ab. Mit dem Mofa raus aus dem konservativen Bayern, ab nach Amerika, fest entschlossen, dort sein großes Idol zu treffen: Popstar Madonna, die Frau, die ihn mit ihrer Musik und ihren liberalen Ansichten durch die Pubertät gelotst hat. Doch von zuhause reisen Eddie dramatische Nachrichten hinterher. Er muss eine folgenschwere Entscheidung treffen, und am Ende kann ihm nur noch einer helfen: Gott persönlich.

„Mit feinem Humor und poetischer Sprache erzählt Bernhard Blöchl die Geschichte von Eddie und dem Sommer, in dem er beinahe erwachsen wurde. Eine nostalgische Heldenreise von einem bayerischen Kaff bis nach Amerika – und von Madonna zu Gott.“

Benedict Wells

Die Coming-of-Age-Geschichte über eine nicht immer göttliche Jugend soll anknüpfen an meine bisherigen Romane: an die Schottland-Roadnovel mit dem umweglangen Titel Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint (2017, Piper) und an die Komödie Für immer Juli (2013, Maro).