
Back to the roots
Man könnte sagen, es war nur eine Lesung. Man könnte sagen, es war so viel mehr. Am vergangenen Wochenende war ich in Marienbad zu Gast, im famosen Falkensteiner Spa Resort Marienbad, um dort aus „Eine göttliche Jugend“ zu lesen (Volk Verlag). Zum ersten Mal außerhalb Bayerns, zum ersten Mal überhaupt eine Lesung in Tschechien. Neu und überwältigend war das nicht nur, weil die Gegend Eddies und meine Familiengeschichte geprägt hat und mich emotional back to the roots katapultierte, sondern auch weil ein Überraschungsgast zur Lesung in die Library Bar (was für ein Name, was für ein Ort!) kam, ohne den mein Roman ein anderer geworden wäre: der Karel-Gott-Biograf und Textdichter Filip Albrecht.
Aber von vorn. Meine Großmutter mütterlicherseits stammt aus Rojau, einem kleinen Klosterdorf in der Nähe von Marienbad. Sie war Sudetendeutsche, die 1946 vertrieben wurde, und sie war Vorbild für Oma Elfie, die im Roman eine tragende Rolle spielt. Ich selbst war zuletzt als Teenager im Egerland, in einem Alter, in dem Eddie sein größtes Abenteuer erlebt. 30 Jahre später kehrte ich also zurück. Und durfte meinen Roman vorstellen, der sudetendeutsche Geschichte atmet. Dass ich mir Marienbad, Rojau und Kloster Tepla ansah, jene Orte, ohne die es mich und Eddie wahrscheinlich nie gegeben hätte, hat mich mehr ergriffen, als ich gedachte hätte.
Und dann die Lesung, die Gastfreundschaft, die Moderation von Hotelchef Reinhard Wall (danke für alles!), das Publikum und die neugierigen Fragen. Dankbarkeit deluxe. Frances Jackson vom Tschechischen Zentrum München war da, und es war auch Filip Albrecht da. Jener Mann, der mir bei der Karel-Gott-Recherche entscheidend geholfen hat (wie auch Wolfgang Kaminski, Gotts Manager, der mir ebenfalls ein göttliches Feedback gegeben hat). Albrecht hat deutsche Texte für Karels Lieder geschrieben, war Mitautor seiner Biografie, kannte Gott persönlich. Als er mir erzählte, dass so viel Wahres in meinem Roman steht, so viel schöne echte Details und dass er selbst eine ähnliche Geschichte wie Eddie erlebte, als er als Teenager das Idol aus Prag unbedingt kennenlernen wollte, da ging mir selbstverständlich das Herz auf. Er fragte, wann das Buch auf Tschechisch erscheine, und ich musste schmunzeln. Leider wahrscheinlich nie, sagt der doofe Realist in mir. Aber dieser Abend war zum Träumen da. Also träume ich. Und bin dankbar, wohin mich Eddies Reise führt.
















