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SZ-Kolumne: Vorschlag-Hammer (24)

16. März 2015

Bernhard Blöchl

Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 24. Teil vom 16.3.2015:

VORSCHLAG-HAMMER
Das ewige Lesen

Nicht, dass ich scharf darauf wäre, sie näher kennenzulernen, allerdings frage ich mich durchaus, wo sie denn eigentlich sind, die viel beschworenen Nichtleser. In Leipzig eher nicht, da schoben sich in den vergangenen Tagen knapp 190 000 Menschen durch riesige Messehallen, als wären die dort präsentierten Literaturneuheiten knapp bemessene Superdrogen. München ist ebenfalls im Zeilenrausch, auch ohne Messe. Beim Krimifestival (noch bis Ende März plus Nachschlag) sind die meisten Veranstaltungen längst ausverkauft, und schaut man sich den Rest-März im Kulturkalender an, dann kommen Bücherfreunde aus dem Staunen kaum heraus, so viel wird ihnen hier geboten.

HeyneAn diesem Montagabend liest Thomas Melle aus seinem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „3000 Euro“ (Foyer des Volkstheaters), am Dienstag laden Friedrich Ani und Max Bronski zu ihrem Rock’n’Crime-Salon in die Milla ein (Gast: Reiner Laux, „Hinter blauen Augen: Bekenntnisse eines aufrechten Bankräubers“), am Mittwoch kann man Albert Ostermaiers jüngsten Gedichten lauschen (Autoren Galerie 1), am Donnerstag bereichert der Ex-Tatort-Kommissar und Schriftsteller Gregor Weber die Heyne-Reihe It’s a Hardcore Night (Unter Deck), und am Freitag gastiert der französische Literaturstar Frédéric Beigbeder im Literaturhaus, um seinen neuen Roman „Oona und Salinger“ vorzustellen.

Tag für Tag ein Höhepunkt, und das war lediglich eine Auswahl an lohnenden Lesungen. Wie stark die Literatur auch andere Kultursparten nährt, kann man an den zahlreichen Filmstoffen erkennen, die auf Büchern basieren. Am Donnerstag startet endlich Das ewige Leben. Also die jüngste Kinofassung einer Wolf-Haas-Geschichte. Wieder mit dem kongenialen Josef Hader als Privatermittler Simon Brenner, dem beim Heimatbesuch in Graz besonders übel mitgespielt wird. „Lustig samma – Puntigamer“, von wegen!

 

Weniger schwarzhumorig und österreichisch-knarzig, aber ebenfalls eine Literaturverfilmung ist das US-amerikanische Fantasy-Drama Die Bestimmung – Insurgent, das auf Veronica Roth’ Bestseller-Romanreihe fußt und auch am Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Mit Die Räuber, einer sehr freien Schiller-Adaption im Film-noir-Stil, kommt ein weiteres Werk mit Literaturbezug auf die große Leinwand. Von Fifty Shades of Grey und seinem Roman-Hintergrund ganz zu schweigen.

Meine letzte, uneingeschränkte Empfehlung ist zwar nun im Pop angesiedelt – die österreichischen Burschen sind großartig großkotzig und klangästhetisch sensationell –, aber auch hier lässt sich die Brücke zur Literatur bauen, wenngleich unter großem Brechstangeneinsatz. Die Band, die Sie sich am Donners- tag, 19. März, im Strom anschauen müssen, heißt: Bilderbuch.

 

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