Ein besseres Wetter hätte ich mir nicht wünschen können. Es regnete, den ganzen Donnerstag. Und wenn es zwischendurch mal nicht regnete, dann schossen präpotente Sonnenstrahlen durch die brüchigen Wolkendecken, das hätten die schottischen Wettermacher, denen man ja eine gewisse Magie bei ihrer Handwerkskunst nachsagt, auch nicht besser hinbekommen. Beste Voraussetzungen also für einen literarischen Trip nach Schottland. Beste Voraussetzungen für Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint. Beste Voraussetzungen für eine gelungene Buchpremiere.
Wenn ein Buch erscheint, dann ist das etwas Wunderbares. Wenn man Glück hat (und einen Verlag mit möglichst vielen Vertriebsmenschen, die möglichst motiviert und überzeugend sind), dann liegt es hier und da und da und hier in den Amazon-trotzenden Geschäften und strahlt einen an. Strahlt einen an mit dem Ausdruck eines tapsigen Frischlings, der unbedingt die Welt erobern möchte, aber nicht so recht weiß, wie das geht. Diese Phase ist schön, ohne Wenn und Aber. Noch schöner ist nur der Moment, wenn ein Buch, das gerade erschienen ist, auf die Bühne drängt und fordert, man möge doch bitte auch daraus lesen, damit die Wörter, die es mit sich herumschleppt, ihren Weg in so viele Ohren wie möglich und gerne auch in die angeschlossenen Gehirne finden. Das sei nun mal die Bestimmung eines Romans, also wird’s bald?
Ich habe also der Forderung nachgegeben und erstmals aus meinem zweiten Roman gelesen. Erstmals bei Literatur Moths, dieser Kleinod-verdächtigen Münchner Bücherschatulle. Trotz (oder gerade wegen) des Mistwetters war der Laden voll wie ein Pub, der Wein floss, die Wörter auch. Gekommen waren Lieblingsmenschen und Freunde, Kollegen, unbekannte Literaturfreunde, das Piper-Team, meine Agentin sowie mein Debüt-Verleger, Benno Käsmayr vom tollkühnen Maro-Verlag. Ein Publikum zum Wohlfühlen, zweifellos, da konnte selbst die verlässlich einsetzende Nervosität nichts dran ändern. Und als dann Knoppke ins Spiel kam beziehungsweise sein zu atemraubenden Schlenkern und Abschweifungen neigender Erzähler, um nun davon zu berichten, wie und warum dieser Eigenbrötler ohne Gefühle von München nach Schottland aufbricht, da kam auch in Fahrt, der wiederum dem Erzähler seine Stimme lieh.
Die Episoden mit meinem ungleichen Protagonisten-Duo Knoppke und Sam auf der Insel (Linksverkehr, Auflösung in den Highlands, Golf-Bashing samt Vandalismus in St Andrews) bereiteten mir größtes Lesevergnügen. Ebenso die Gespräche und das Signieren der Bücher im Anschluss. Und am Ende schien es, als würde mir tatsächlich die Sonne aus dem Hintern scheinen (Foto rechts: Simone Seitz/Piper). Im Regen. Ganz ohne Erwartungen. Ich freu mich schon auf die nächsten Lesungen.
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