Der Kulturteil der München- und Bayern-SZ ist renoviert worden. Mehr Service, mehr Magazin, mehr Mehr. Eine Kolumne gibt es auch, und ich bin einer der Autoren. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein achter Teil vom 2.5.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Frisch gemixt
Auch eine Kolumne braucht einen Soundtrack. Als Einleitung mögen Sie sich bitte Element of Crime vorstellen. Immer, wenn ich „Vorschlag-Hammer“ lese, muss ich an den Brummbär namens Regener denken, Sven Regener, den Chefkauz der nordischen Chanson-Kapelle. Die Melodie dazu geht so: Na na nananana na, nana nana nana na.
Und hier der Text: „Bring den Vorschlag-Hammer mit, wenn du heute Abend kommst, dann hauen wir alles kurz und klein. Der ganze alte Schrott muss raus, und neuer Schrott muss rein. Bis Morgen muss der ganze Rotz verschwunden sein.“ Regener hat recht, entrümpeln tut gut. Meine zwei Kollegen und ich sollten das auch mal wieder tun. Also unser Büro ausmisten. Was sich hier alles angehäuft hat in den vergangenen Jahren: von vergilbten Leserbriefen, die mit „Wiedergeburt des Johannes des Täufers“ gekennzeichnet sind und mit „Hallo Herr Blödl“ beginnen, bis zu ranzigen Nachschlagewerken über Cool Jazz und Boygroups.
Von anderen Büchern trenne ich mich deshalb nicht, weil sie schöne Erinnerungen in sich tragen. Zum Beispiel hielt ich neulich Lena Goreliks „Die Listensammlerin“ in Händen und musste an unseren gemeinsamen Auftritt im Literaturhaus denken. Im Herbst war das, als die Münchner Autorin, ihr Schweizer Kollege Jens Steiner und ich aus unseren Romanen lasen und Lieblingsgetränke sowie -musik mit dem Publikum teilen durften (ich tischte Maxlrainer Helles und einen Song von Nobelpenner auf, falls Sie das interessiert). Dieser „Mix“ ist eine sehr zu empfehlende Veranstaltungsreihe, die nun in die nächste Runde geht: Bei Frisch gemixt gastieren die jungen Schriftsteller Nina Sahm, Manuel Niedermeier und Verena Rossbacher im Literaturhaus (7. Mai, 20 Uhr), und ich werde es genießen, diesmal völlig entspannt dabei zu sein. Als Zuhörer.
Frisches aus München kann man im Mai im Farbenladen des Feierwerks entdecken: Bei der Ausstellung Aufgeschlossen, organisiert von den SZ-Kollegen der Junge-Leute-Seite, zeigen ambitionierte Fotografen ihre Werke – und ihre Sicht auf die Stadt und die Menschen, die hier leben (Vernissage am 3. Mai, 19 Uhr, Eintritt frei).
Weggeworfen habe ich kürzlich einen Stapel alter Pressehefte, darunter Broschüren vergangener Filmfestivals. Braucht kein Mensch mehr. Das grell orange Programm zum 29. Dok-Fest dagegen sehr wohl. Von 7. Mai an flimmern knapp 140 Dokumentarfilme aus aller Welt über die Leinwände der Stadt. Meine Favoriten: die Musik-Porträts „La Brass Banda“ und „Kofelgschroa“, Jens Hoffmanns „Mata Mata“ über die Jungsträume, Fußballer zu werden, sowie „20000 Days On Earth“, ein melancholisch-poetisches Biopic über Nick Cave (siehe Video oben). Und so endet der Soundtrack dieser Kolumne mit dessen „The Hammer Song“. The Vorschlag-Hammer-Song, wenn Sie so wollen.