Einzlkind ist einzigartig. Die Pseudony-Edelfeder mit dem Rechtschreibfehler im Namen formuliert so wortverliebt, gewitzt und klar, wie es nur wenige Autoren beherrschen. Gedankenschweres federleicht. Ein Genuss für Freunde der Sprache (ich habe seine Bücher in diesem Jahr verschlungen).
Einen seiner Gedankentänze möchte ich hier notieren, weil er so inspirierend auf mich wirkt. Einen Gedanken, den er einem „russischen Regieberserker“ im Roman Gretchen tanzen lässt, und der in mir noch lange nach der Lektüre herumschwoft. Also der Wortwurm. Eine bemerkenswerte Denkskizze über Authentizität und Klischees. Themen, mit denen sich Theater- und Literaturmenschen regelmäßig auseinandersetzen (müssen).
Jede reale wie auch erfundene Figur (…) ist glaubwürdig, egal, was sie macht, sagt oder tut! Hätte man Stalin, Hitler oder Mao erfunden, wäre das Urteil schnell gefällt: unglaubwürdig! Und genau deshalb ist Glaubwürdigkeit völlig irrelevant. Niemand ist authentisch im wahren Sinne. Authentizität ist ein rein künstlicher Begriff. Authentizität ist die Sehnsucht nach ein bisschen Heimat, das Aufwärmbecken des kleinen Mannes, der, geschunden von den Brutalitäten der Welt, nach Hause kommt, und an etwas glauben möchte, das echt ist. Wenn irgend möglich mit Zertifikat.
Authentisch ist genau derjenige, der alle Klischees erfüllt. Der ehrliche Samariter, der korrupte Politiker, die Göre mit der frechen Schnauze, das puckelnde Mütterchen und so weiter und so fort. Authentizität ist Kunst. Die Kunst authentisch zu sein. Also künstlich. Heißt: Der Mensch ist ein Klischee. Merk dir das, du dummes Küken.