Das alte Jahr weht davon, das neue lauert listig. Listen helfen, ein wenig Struktur ins Gestern zu bringen (zumal mein Kulturkonsum mit 65 Kinofilmen, 23 Büchern und zig CDs 2014 hirnsprengend inflationär beschimpft werden darf). Auf Lieblingssaetze.de, meinem 2011 eröffneten Museum der schönen Sätze, bringe ich Lieblingsbücher und Lieblingsplatten in eine höchst subjektive Reihenfolge. Alle Jahre wieder. Hier meine Kulturcharts 2014 mit besonders wirkungsvollen Werken (ein paar davon haben es mit ihren ersten Sätzen beziehungsweise Songzeilen ins Museum der schönen Sätze geschafft).
Mitte Oktober war schon einmal Weihnachten. Also für mich. Am 19. Oktober, ein paar Stunden vor seiner Lesung im Volkstheater, begegnete ich Wolf Haas. Nach mehreren Interviews per E-Mail, Austausch über das Romanschreiben, kurzen Begegnungen auf Lesungen sowie Buchkritiken kam es endlich zum persönlichen Treffen. Knapp zwei Stunden plauderten wir über den Brenner und seinen Erzähler, sprachen über Haas‘ Werdegang vom Werbetexter zum Kultautor und diskutierten über Wortspiele, Sprachexperimente und ungewöhnliche Erzählformen.
„Ich suche die spezielle Form nicht, um originell zu wirken. Ich brauche eine spezielle Form, damit es mir nicht öde wird, während ich schreibe. Ich brauche einen formalen Vorwand, der mich so beschäftigt, dass ich mich selbst austrickse, damit die Geschichte automatisch entsteht.“ (Wolf Haas)
Für die München-Kultur der SZ habe ich den Tag mit Wolf Haas in einem Porträt zusammengefasst.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 20. Teil vom 19.12.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Über kurz oder lang
So wie ich mich gerade fühle, kann dieser Vorschlag-Hammer nur ein Plüsch-Hämmerchen werden. Drei Wochen Urlaub liegen hinter mir, die vielleicht tiefenentspannteste Adventszeit meines Lebens, und wenn ich nun nach Tipps für Ihre Freizeitgestaltung gefragt werde, womöglich nach harten Fakten und nüchternen Terminen, so bin ich in Versuchung zu säuseln: Schlafen Sie sich aus, lesen Sie ein gutes Buch (Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe), fahren Sie in ein Wellnesshotel. Dort schlafen Sie sich aus, lesen ein gutes Buch (Nick Hornby: „Miss Blackpool“) und so weiter und so fort. Watteweichgespülte Zeilen, ich habe Sie gewarnt! Weiterlesen
Von 22. bis 25. Januar 2015 gebe ich im Relais-Chalet Wilhelmy am Tegernsee ein Seminar zum Thema Schreib deinen Roman! Der viertägige Workshop inklusive Lesung richtet sich an Autoren und alle, die es werden wollen. Grundlagen des Romanschreibens, Tipps zum kreativen Schreiben, Vermarktungsstrategien, praktische Übungen – alles dabei. Buchbar mit oder ohne Übernachtung. Ich freu mich auf neugierige Talente und einen spannenden Austausch.
Hier gibt’s Infos zum Seminaraufbau und zur Anmeldung.
Dank an Rachel Preece und Sonja Schön für die Beiträge auf ihren Blogs:
http://www.artsinmunich.com/places/hotels-spas/writers-workshop-bernhard-blochl/
http://astroheute.com/2014/12/04/schreib-deinen-roman/
Was Teilnehmer früherer Schreib-Workshops über mein Seminar sagen, ist hier zusammengefasst.
Ein Autor, zwei Bücher, drei Sorten Rum, mehrere Pärchen im Publikum: Das sind die Zahlen zum Literaturtag im Hotel Das Kronthaler am Achensee. Drapiert unter einem ordentlichen Geweih, las ich drei Kapitel aus meinem Roman Für immer Juli und diverse Häppchen aus der Spin-Off-Satire Schluss mit luschig!. So muss sich ein Platzhirsch fühlen, dachte ich, als die Augen der Zuhörer auf mich und das Geweih neben mir gerichtet waren. Doch das befremdliche Gefühl wich schnell, meine bisher längste Lesung wirkte euphorisierend, und spätestens beim Rum-Tasting im Anschluss ging’s mir sowieso saugut. Herzlichen Dank an das Hotel-Team und Die Starnbergerin fürs Organisieren und ganz besonders an Julia für die charmante Moderation sowie ihren Blog-Beitrag zum Abend. Den kann man übrigens hier nachlesen. Und so sah der schicker Flyer aus (mal abgesehen von dem Grinsetypen).
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 19. Teil vom 15./16.11.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Völlig benebelt
Der November ist ein Depp. Ich meine das gar nicht wettertechnisch, dieses Stromern durch die Diesigkeit hat ja etwas Meditatives. Schönwetter kann jeder, aber für einen anständigen Nebel braucht es die richtige Temperatur, das richtige Licht, manchmal auch ein Bier zu viel. Fragen Sie die Schotten, die wissen Bescheid. Und falls Sie keine Schotten kennen, dann gehen Sie ins Kino. Da läuft von Donnerstag an die schwarzhumorige Tragikomödie What We Did On Our Holiday, die zum größten Teil in den Highlands spielt und uns sehr amüsant vor Augen führt, dass das Leben nicht nur aus Sonnenschein besteht (der deutsche Titel ist so fahl und unpassend, den möchte ich hier nicht wiedergeben).
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 18. Teil vom 4.11.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Das Neue braucht Freunde
Lichtfahrer sind sichtbarer. Ein strahlender Satz. Wolf Haas hat ihn erfunden, als er noch Werbetexter war, sehr, sehr spät im vergangenen Jahrtausend. Beim Interview neulich in München erzählte mir das Wortgenie von dem Moment, in dem sein Leben einen Satz machte. Quasi. Mitte der Neunzigerjahre kündigte Haas seinen Job bei der Werbeagentur, um sich als freier Schriftsteller durchzubeißen. Um seinen Traum nicht nur zu träumen, wenn man so möchte. Das war, wohlgemerkt, in einer Phase, in der noch keineswegs klar war, dass sich seine Brenner-Krimis verkaufen würden wie Wiener Würstel. Wagnistat Hilfsausdruck.
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 17. Teil vom 6.10.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Schoßgebete für die Ehe
Die Wiesn ist vorbei – und Ihre Ehe? Nicht, dass es mich etwas anginge oder ich Pessimist wäre, aber es soll zuweilen vorkommen, dass die Gattin im Herzkasperlzelt einen neuen Prinzen findet, während der Gatte im Schützen-Festzelt den Schürzenjäger in sich entdeckt. Was auf der Wiesn passiert, bleibt auf der Wiesn. So predigen Freunde des Fremdbusselns und schweigen wie ein Bierdeckel. Wer weiß schon, was das Herzblatt denkt? Da kann man sich jahrelang gegenseitig auswendig lernen und weiß doch: nicht viel. Weiterlesen
Hingehen, fernbleiben, Lieblingsfluchten. Unter dem – nun ja – Schlagwort „Vorschlag-Hammer“ schreiben SZ-Journalisten auf, welche Münchner Kulturveranstaltungen sie empfehlen (und vor welchen sie warnen). Hier mein 16. Teil vom 26.9.2014:
VORSCHLAG-HAMMER
Ein Prosit des Protests
Obacht, ich bin gerade auf Krawall gebürstet. Nicht nur, weil mein Handy und mein Computer synchron vor sich hin lahmen, als hätten sie sich abgesprochen, mich auszubremsen. Mein Grant hat auch mit der Wiesn zu tun. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich gehöre nicht zu denen, die das Oktoberfest meiden. Stattdessen werde ich teilnehmen und trinken, bis der Gaudibaum kippt. Jawoll! Allerdings weiß ich jetzt schon, dass ich den Knurrhahn in mir nicht abstellen kann. Dem ist es in den Zelten zu voll, der Kostümierungszwang ist ihm zuwider, und besoffene Wuppertalerinnen? Na ja. Weiterlesen









